Seit dem Jahr 1998 besteht ein Städtepartnerschaft zwischen der deutschen Stadt Radebeul, der US-amerikanischen Stadt Sierra Vista im Bundesstaat Arizona und der mexikanischen Stadt Cananea im Bundesstaat Sonora.
Im Jahr 2002 ermöglichten mir meine Englischlehrerin, meine Eltern und die Stadt Radebeul am Schüleraustauschprogramm der Partnerstädte teilzunehmen. Robin bekam die gleiche Möglichkeit nur zwei Jahre zuvor auch schon.
Die dreiwöchige Reise fand im Oktober / November statt. Zuvor lernten wir deutschen Schüler uns bei einigen Treffen kennen. Denn wir wurden zusammen gewürfelt aus den diversen Schulen und Gymnasien der Stadt Radebeul. So bestand unsere Gruppe aus 13 Schüler(inne)n und zwei Lehrerinnen. Einheitslook wurde verordnet. Da es wohl bei einer vorhergegangenen (An)Reise mal zu Problemen kam und wir somit, speziell an den Flughäfen, besser im Auge behalten werden sollten
Zudem bekamen wir vorab auch schon die Informationen bei welcher Gastfamilie wir während unseres Aufenthalts in Arizona leben würden. Jeder einzelne bei einer anderen Familie versteht sich. Ich sollte bei den Darrow's wohnen. Das waren zum einen Grandma und ihre Enkelin Jennifer. Sie war es auch die mit mir schon einige Zeit vor der Abreise per e-Mail in Kontakt trat. Auf diese Weise lernten wir uns schon ein wenig kennen. Diese kleine Familie war sogar ein wenig multikulturell. Grandma stammte ursprünglich aus Frankreich. Sie lernte ihren amerikanischen Mann während der Besatzerzeit in Deutschland kennen und wanderte mit ihm aus. Jennifer hingegen hatte noch (süd-)koreanischen Vorfahren - ihre Mutter. Zu ihr bestand aber kein Kontakt mehr.
Am 19. Oktober war es dann endlich soweit. Meine erste große Reise und dann auch noch "allein" in fremdes Land. Wir flogen von Dresden über Frankfurt nach Washington D.C., weiter nach Phoenix (Arizona) und weiter nach Tucson (Arizona). Da wir in Frankfurt zu spät losgeflogen sind verpassten wir den Anschlussflug in Washington. Die Lehrerinnen deichslten es so, dass wir eine Nacht im Hotel verbringen konnten und am nächsten Morgen weiterflogen. Die Odyssee ging aber weiter Denn auch diesen Flug verpassten wir, weil wir von den piniplen amerikanischen Sicherheitkontrollen aufgehalten worden. Diesmal verbrachten wir die Wartezeit für den nächsten Flug auf dem Flughafen. Die Reise ging nach einigen Stunden weiter. In Tucson angekommen wurden wir schon teilweise von unseren Gastfamilien in Empfang genommen. Unser Gepäck war schon einen Tag vor uns am Flughafen angekommen. Nun mussten wir noch eine Stunde mit dem Auto nach Sierra Vista fahren.
Sierra Vista liegt ungefähr 100 km südöstlich von Tucson und 20 km nördlich der mexikanischen Grenzen in der Sonora Wüste. In der Stadt leben etwa 40.000 Einwohner. Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt 7 Stunden.
Nun begann das Leben mit der Gastfamilie. Tagsüber ging ich mit Jennifer zur Buena High School. Von dem was in den Klassen passierte bekam ich nicht so viel mit. Dazu waren meine Englischkenntnisse doch zu schlecht. Aber ich bekam einen Einblick wie die Kurse und der Schultag abliefen. So gab es zum Beispiel auch Kurse wo man an Autos rumschraubte, oder etwa militärisches Wissen erlangen konnte (Jenn war in diesem Kurs). Die große Militärbasis Fort Huachuca lag ja auch vor den Toren Sierra Vistas.
In den Nachmittagsstunden verbrachten wir die Freizeit entweder nur mit den jeweiligen Gastgebern oder es wurde etwas organisiert wo wir Deutschen und Amerikaner alle zusammen hinfuhren. Jenn war zum Beispiel in einem Schwimmteam. Und so war ich einige Male mit beim Training zugucken. Später hatte sie noch einen Wettkampf in Phoenix. Zudem ich mit Grandma nachreiste um sie anzufeuern. Auch so zeigten mir die beiden ein wenig die nähere Umgebung. In der Gruppe standen einige organisierte Unternehmungen auf dem Plan. Zum Beispiel die Höhlentour im Kartchner Caverns State Park, ein Shopping-Ausflug in die Mall von Tucson, der Besuch der Westernstadt Tombstone und eine Reittour auf Pferden durch die Sonora-Wüste.
Eine der drei Wochen verbrachten wir zudem bei einer mexikanischen Gastfamilie. Denn wir besuchten das etwa 50 km entfernte Cananea in Mexiko. Dort lebte ich bei einem alten Bekannten - Humberto. Er war damals Robin's Gastschüler in Radebeul und lebte bei uns in der Familie. In Cananea standen auch einige Aktivitäten auf dem Plan. Zum einen gingen wir mit in die Schule. Aber dort verstanden wir gleich gar nix. Da Spanisch die Amtssprache ist. Der Besuch der Sternwarte und der Kupfermine von Cananea standen noch an und zudem machten wir eine Busfahrt 300 km südlich in die nächstgrößte Stadt Hermosillo. Und schauten uns die schöne Innenstadt an, von da machten wir später noch einen Badeausflug zum Pazifik. Stilecht gabs in Mexiko natürlich Tequila und Tacos, ein Mais-/Weizenfladen den man mit Hackfleisch, diversen Gemüse und scharfer Salsa füllt und aus der Hand isst.
Die letzte Woche verbrachte ich dann wieder in Sierra Vista bei Jennifer und Grandma.
Während unseres dreiwöchigen Aufenthalts in Amerika und Mexiko durfte jeder Schüler einen Artikel über die Eindrücke und Erlebnisse schreiben. Dieser wurde via e-Mail nach Radebeul geschickt und in der Regionalausgabe der Sächsischen Zeitung veröffentlicht.
Auch diese drei Wochen gingen wieder viel zu schnell vorbei. Einen tränenreicher Abschied mit den neuen liebgewonnen Bekanntschaften stand bevor.
Aber am Ende bekam man viele schöne Erlebnisse und tolle Eindrücke, die man nicht wieder vergisst. Dieser erste Kontakt mit den USA war genauso unkompliziert, wie die darauf folgenden es auch werden sollten. Nur habe ich es damals noch gar nicht alles so bewusst wahrgenommen. So möchte ich irgendwann die Gegend in und um Arizona noch einmal besuchen. Die unglaubliche Weite, das nahezu ganzjährlich schöne aber auch trockene Wetter, die Landschaft, auch wenn es größtenteils Wüste ist, sind es allemal wert.
Zudem muss dann ein Besuch des Grand Canyon drin sein. Wenn man sich überlegt, wie nah ich eigentlich an diesem gigantischen Naturdenkmal war, wir aber leider nicht hingefahren sind .
In diesem Sinne...bis irgendwann Arizona